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American Apparel Sale – die zweite Schlacht


Im letzten Jahr habe ich vom ersten große American Apparel Sale in Berlin berichtet – wir erinnern uns: Damals fand das ganze in einem Club in Mitte statt, es gab lange Warteschlangen beim Einlass und drinnen herrschte größtenteils Chaos.

Angesichts der niedrigen einstelligen Temperaturen am vergangenen Wochenende hatte ich daher eigentlich keine große Lust mir das Ganze wieder anzutun. Da die Veranstaltung dieses mal aber an ganzen drei Tagen – Freitag bis Sonntag jeweils neun Uhr morgens bis neun Uhr abends – und noch dazu bei mir in der Nähe – in der Arena in Treptow – stattfand, entschied ich mich, wenigstens mal zu schauen, wie lang denn diesmal die Schlange ist. Und schau da: keine Schlange – sofortiger Einlass, sonntagsmittags um eins.

Allerdings merkt man sofort, dass sich das Ganze mittlerweile professionalisiert hat. Oder man aus dem Zwischenfall in London gelernt hat: Taschenkontrolle am Eingang, überall Security, besonders an den Ausgängen, die Tüten werden an der Kasse zugetackert, damit man nicht noch ein weiteres Teil mit hinausschummelt.

Drinnen sieht es auch anders aus als beim letzten mal: kein Chaos, keine dreckigen Teile auf dem Boden, über die schon hunderte AA-Fanatiker drübergetrampelt sind, keine Wühltische auf denen Berge verschiedenster Klamotten liegen, kein Gedränge. Im Gegenteil! Alles hängt wohl geordnet auf Ständern, schön nach Hoodys, Longsleves, Bodys, Accessoires etc. geordnet und räumlich aufgeteilt zwischen Men, Women, Kids.

Am Eingang bekommen die Besucher Körbe in die Hand gedrückt, damit sie die Klamotten nicht wild auf dem Arm stapeln müssen.
Zig Mitarbeiter sorgen dafür, dass alles seine Ordnung behält, sammeln Teile vor den „Umkleidekabinen“ (= offene Bereiche, in denen Spiegel stehen) ein und hängen sie zurück an die Ständer.
Es gibt mindestens 20 Kassen, so dass sich nie eine Schlange bildet.

Nach eineinhalb Stunden verlasse ich zufrieden und ohne irgendwo auch nur eine Minute gewartet zu haben mit einer Blouson-Jacke und einer Hot Pants die Arena.
Well done, American Apparel!

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Das Promo-Shirt – mehr als nur ein Kleidungsstück

American Apparel - hier findet man die Grundlage für jedes Promo-Shirt

Während meiner kompletten Schul- und Studienzeit habe ich es geschafft drum herum zu kommen. Drum herum zu kommen, auf der Straße oder einem sonstigen öffentlichen Ort wildfremde Leute anzusprechen und für ein Produkt zu begeistern, dessen Namen ich in großen Lettern auf der Brust trage.
Kurz: Ich war nie ein Promo-Girl. Bis letztes Wochenende.

Aber von vorn: Für ein Produkt, an dem ich maßgeblich mitgearbeitet habe, bot sich kurzfristig die Möglichkeit, in einem gut besuchten Berliner Club am besten Abend der Woche – dem Samstag – Promotion zu machen. Aus Budget und Zeitgründen bot ich mich spontan an, das ganze selbst zu übernehmen.

Da hatte ich auch noch nie in einem Werbeshirt im Club gestanden und Leute angequatscht… Aber erstmal mussten besagte Shirts ja auch gedruckt werden. Zuerst wollte ich das ganze wieder beim T-Shirt-Bedrucker meines Vertrauens – The Worldshop – machen, doch dann bot sich ein Kollege an, es sogar noch billiger zu machen, wenn ich die Shirts selber liefern würde. Also auf zu American Apparel (es ist übrigens gar nicht so einfach, dort Männer- und Frauen-Shirts in exakt demselben Farbton zu finden).
Besagter Kollege druckte dann fett das Logo auf und einen Tag später stand ich damit also auch schon in Mitten der Berliner Schickeria (es handelte sich nämlich um einen wohlbekannten Club unten im Adlon…).

Es ist erstaunlich, was so ein Shirt bewirkt. Einerseits war den meisten Besuchern natürlich sofort klar, dass ich irgendwas von ihnen wollte. Andererseits wurde ich aber auch wie selbstverständlich zum Club-Personal gezählt und zigmal nach dem Weg zur Raucherlounge, zur Toilette oder dem nächsten Zigarettenautomaten gefragt.

Ich war ehrlich gesagt froh, als ich das Shirt nach drei Stunden getaner Arbeit ausziehen durfte – ich bin eben kein Promo-Girl.

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Fashion Freaks@American Apparel Rummage Sale in Berlin – Ein Erlebnisbericht

American Apparel Rummage Sale@WMF Berlin
American Apparel Rummage Sale@WMF Berlin

Sonntagnachmittag, sonnige 1 Grad. Ich stehe in der Schlange vor einem bekannten Berliner Club in Mitte. Das Publikum um mich herum ist sehr jung, sehr stylisch, sehr international. Die Männer sind größtenteils schwul oder nur als Tütenträger für die Freundin mitgeschleppt worden. Hier im WMF findet nämlich an diesem Wochenende zum ersten Mal in Deutschland der American Apparel Rummage Sale statt.

Bei diesem Event, das die amerikanische Kultmarke schon seit Jahren in New York, LA & Co. veranstaltet, werden sowohl leichtbeschädigte als auch völlig neue, einwandfreie Restlagerbestände für einen Bruchteil des normalen Verkaufspreises „verramscht“ (rummage = Ramsch).

Allein auf der Facebook-Seite zu diesem außergewöhnlichen Fashion-Event haben sich rund 3000 User als „Confirmed Guests“ angemeldet. Kein Wunder also, dass man erstmal eine halbe Stunde in der Schlange steht. Zum Zeitvertreib hängen draussen schon Preislisten aus: T-Shirts, Longsleeves, Leggings, Hoodys, Accessoires – das meiste soll es drinnen zum einstelligen Europreis geben. Ich bin gespannt.

Endlich drinnen: Am Eingang werde ich von schwarzen, weißen und roten Schaufensterpuppen begrüßt, die es für 25€ zu erstehen gibt. Ich sehe mich schon mit einem roten, kopflosen Frauentorso in der U-Bahn stehen.

Hinter dem Begrüßungskomitee aus Plastikpuppen eröffnet sich das reinste Chaos: Der Club ist voll mit jungen Leuten, die American Apparel Klamotten aus wahllos herumstehenden Pappkartons zerren, einen kurzen Blick darauf werfen und sie dann zurückwerfen. Kaputzenpullis, T-Shirts, Jeans, Jacken, Strumpfhosen, Bikinioberteile, Gürtel – alles liegt durcheinander und ineinander verknotet in, über und neben den Kartons. Trotz des großen Gedränges geht es relativ friedlich zu. Mitten in dem ganzen Chaos ziehen sich sowohl Frauen als auch Männer bis auf die Unterwäsche aus, um Klamotten anzuprobieren. Niemand guckt blöd.

Dann plötzlich eine Durchsage: Auf der Bühne stehen zwei Damen mit weiteren Pappkartons und ein Herr mit Mikro, der – natürlich auf englisch – erklärt, dass sie nun nagelneue Hoodys in die Menge werfen, die nur einen Euro kosten. (Die Hoodys aus dem herumstehenden Pappkartons kosten laut Preisliste 12€.)

Innerhalb von Sekunden drängt sich alles wie bei einem Rockkonzert vor der Bühne. Hände recken sich in die Höhe und versuchen einen der herumfliegenden Kaputzenpullis zu erhaschen. Als eine der Damen einen Hoody hochhält, der mir gefällt und schätzungsweise auch ungefähr meine Größe haben dürfte, recke auch ich einen Arm in die Höhe. Die nette Dame sieht mich an und wirft ihn mir zu. Größe S – Bingo!

Hoodys für 1€ - Da recken sich die Hände in die Höhe
Hände in die Höhe: Hoodys für 1€

Nach ein paar Minuten ist das Hoody-Spektakel vorbei und das normale Chaos geht weiter. Als ich gerade beschließe, mit meinem gefangenen Pulli und ein paar weiteren Teilen, die ich aus den Kartons gezupft habe, zahlen zu gehen, ertönt eine weitere Durchsage. Alles sei ab jetzt noch mal um 50% billiger. Neben mir steht eine junge Frau, wir grinsen uns an und gehen gemeinsam zur Kasse.