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Entzauberter Orient


Ich gebe ganz offen zu: ich war ein wenig enttäuscht von dem, was Marokko an orientalischem Flair zu bieten hatte. Überspitzt gesagt ist jede Berliner Shisha-Bar orientalischer als alles, was ich von Casablanca bis Marrakesch auf meiner Reise durch Marokko gesehen habe.

Betrachte ich das Ganze reflektiert und mit etwas Abstand wird auch mir klar, dass das, was der Durchschnitts-Europäer sich unter „orientalisch“ vorstellt, wahrscheinlich zu viel von bezaubernder Jeannie und Aladdin inklusive Wunderlampe beeinflusst ist.

Trotzdem: Ich habe auf der ganzen Reise nur eine einzige Bauchtänzerin und einige wenige Männer mit Turban gesehen. Der typische Marrokaner trägt eher eine Wollmütze (trotz Temperaturen von weit über 30 Grad!). Die Frauen tragen zu 90% Kaftan und Schleier, viele sogar die komplett schwarze Burka, bei der dann nur die Augen zu sehen sind. Klar, ich wusste vorher, dass ich in ein muslimisches Land reise – schon beim Packen hatte ich darauf geachtet, auch genug dreiviertel Hosen und Röcke, die über’s Knie gehen, mitzunehmen.

Aber dass sich doch so viele Frauen dort streng nach Koran kleiden, war mir nicht bewusst. Ich wusste auch nicht, dass es Kinder-Burkas gibt. Ein Mädchen, das ich in der komplett schwarzen Verhüllung gesehen habe, kann nicht älter als 3-4 Jahre gewesen sein.

Anfangs wunderte ich mich, warum es dann in der Stadt aber viele Geschäfte mit eher westlich aussehenden Klamotten gab. Für Touristen? Bis ich hier und da zufällig sah, was die Damen denn unter ihrem Kaftan tragen: High Heels und eben diese westlichen Jeans und Tops mit Leoprint!